Irische Begegnung
Erinnerung an einen Philosophen
Ich wandere von der Festung Marienberg in Würzburg abwärts durch das Gelände der Landesgartenschau.
Ein keltisches Kreuz und der danebenstehende Turm lassen mich innehalten. Beide schon etwas schief, was sie authentischer erscheinen lässt. Eine Birke bedrängt den dünnen Turm, fast habe ich Angst, er hält dem Druck nicht stand. Unterhalb seiner Turmspitze zieht mich die schmale Scharte magisch an. Die Birke scheint sich auch dafür zu interessieren. Ein Ast schmiegt sich an diese Öffnung, als wollte er nach innen sehen. Vermutlich drang früher der Glockenschlag aus den oberen Fenstern über das Land. Der Turm, in Irland genannt »Cloigtheach«, übersetzt Glockenhaus.
Ich wende mich dem danebenstehenden Kreuz zu, hole es mit dem Zoom der Kamera nah heran. Jetzt ist es nicht nur ein Hochkreuz, sondern wird zur Erinnerung. Das keltische Schriftzeichen inmitten des Kreises heißt in der alten walisischen Sprache »Serch Bythol«. Serch bedeutet Liebe, bythol ewig. Ewige Liebe, welch ein Symbolgehalt. Genauer betrachtet, steht es auf dem gekreuzten Balken und zeigt in jede Richtung. Ewige Liebe, allumfassend, ohne Ausgrenzungen.
Ich setze mich abseits auf eine Bank und folge meinen Gedanken. Ein Text aus dem Buch »Anam-Cara – Das Buch der keltischen Weisheit« von John O´Donahue, einem irischen Philosophen, Autor und Priester, kommt mir in den Sinn. In einem Kapitel schreibt er über die »Jahreszeiten des Herzens«. Ein Kreislauf, der sich wiederholt und Hoffnung birgt.
Die Begegnung mit Kreuz und Turm erinnert mich an meine Sehnsucht nach Irland, seiner Geschichte und Mythologie. Vor vielen Jahren hat mir ein Freund einen Auftrag gegeben, »Schiebe nichts mehr auf!« Hier gebe ich mir ein Versprechen, Irland wird ein nächstes Ziel.
Kreuz und Glockenturm
Ewige Liebe birgt Hoffnung
Irland ein Auftrag